Eine Hormonersatztherapie birgt auch gewisse Risiken. So besteht bei einer Behandlung mit Östrogen in Tablettenform ein erhöhtes Risiko für venöse Thromboembolien, d. h. für Blutgerinnsel. Ebenso können ein hoher Body-Mass-Index und andere Vorerkrankungen gegen eine HRT sprechen.
Studien zeigen im Gegensatz dazu, dass das Risiko für venöse Thromboembolien bei transdermaler Anwendung nicht erhöht ist.1 Die transdermale Aufnahme von Wirkstoffen, die im Allgemeinen besser vertragen wird, gilt übrigens auch für die Anwendung bioidentischer Hormone.
Aus diesen Gründen ist es wichtig, dass die Patientin vorab ein Gespräch mit dem/der Gynäkologen/in führt. Dabei wird genau geklärt, was für und was gegen eine HRT spricht, und zwar in Abhängigkeit von der persönlichen Situation und den individuellen körperlichen Voraussetzungen. Dieses Risiko-Nutzen-Profil muss erstellt werden.
Bei lokalen Beschwerden ausschließlich oder überwiegend im Genitalbereich empfiehlt es sich, auch lokal zu behandeln, z. B. mit östrogenhaltigen Cremes oder Vaginalzäpfchen. Auch hier gelangt nur ein kleiner Teil des Wirkstoffs durch die Haut in den Blutkreislauf, so dass die transdermale Anwendung mit deutlich weniger Nebenwirkungen verbunden ist als die Tabletten.
Die 2002 in den USA veröffentlichte Women's Health Initiative (WHI) war eine groß angelegte Studie, die die Auswirkungen der Hormonersatztherapie (HRT) auf die Gesundheit von Frauen in der Menopause untersuchen sollte. 2 Obwohl die Studie wichtige Informationen lieferte, war sie auch von Kontroversen und Einschränkungen umgeben, die in der medizinischen Gemeinschaft und darüber hinaus eine bedeutende Debatte auslösten.
Tatsächlich wurden seither zahlreiche Einschränkungen der WHI-Studie aufgezeigt, wie das Alter der behandelten Population (66 bis 67 Jahre), das hohe kardiovaskuläre Risiko der Teilnehmerinnen, die Behandlung, die in der Regel mit einem gewissen zeitlichen Abstand zum Beginn der Menopause begonnen wurde, sowie die Art der Behandlung (Promarin®), ein Medikament auf der Basis von Östrogenen, die aus dem Urin einer trächtigen Stute gewonnen werden).
Mehrere Studien widersprechen den Ergebnissen der WHI sowohl in Bezug auf Gefäße als auch auf Krebserkrankungen. So bestätigte beispielsweise die E3N-Studie, eine epidemiologische Studie an Frauen im französischen Bildungswesen, dass eine Kombination aus Östrogenen und mikronisiertem natürlichem Progesteron das Brustkrebsrisiko nicht erhöht (RR = 1,0), selbst wenn die Behandlung über einen längeren Zeitraum (6 Jahre und länger) durchgeführt wird. 3 Die E3N-Studie ergab, dass das Risiko für Brustkrebs bei einer Kombination aus Östrogenen und mikronisiertem natürlichem Progesteron nicht erhöht ist (RR = 1,0) .
Wenn sich im Rahmen einer Hormonersatztherapie die Wechseljahrsbeschwerden nach einer gewissen Zeit gebessert haben, stellt sich die Frage, wie lange die Behandlung fortgesetzt werden kann.
Es ist inzwischen medizinisch erwiesen, dass die HRT so früh wie möglich beginnen sollte, idealerweise beim Auftreten der ersten Symptome von Beschwerden, aber möglichst vor dem 60. Lebensjahr, um eine neutrale oder sogar schützende Wirkung auf das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu haben. 4 Die Dauer der HRT selbst ist nicht generell begrenzt. Es ist jedoch wichtig, dass der Status der HRT mindestens einmal jährlich vom Gynäkologen überprüft wird. 5 So kann beurteilt werden, ob die Notwendigkeit der Behandlung weiterhin besteht und ob die HRT angepasst werden muss, indem sie zeitweise unterbrochen oder die Dosis erhöht oder verringert wird. 6
1. Canonico, M et al. Hormone replacement therapy and risk of venous thromboembolism in postmenopausal women: systematic review and meta-analysis. BMJ 2008;336:1227-1231.
2. Rossouw JE et al. Risks and benefits of estrogen plus progestin in healthy postmenopausal women: principal results from the Women's Health Initiative randomized controlled trial. JAMA (2002) 288 (3):321-333.
3. Fournier A. et al. Estrogen-progestagen menopausal hormone therapy and breast cancer: does delay from menopause onset to treatment initiation influence risks? J Clin Oncol 2009;27(31):5138-5143.
4. Khadilkar SS. Post-reproductive Health: Window of Opportunity for Preventing Comorbidities. J Obstet Gynaecol India. 2019;69(1):1-5.
5. Mueck AO. Anwendungsempfehlungen zur Hormonsubstitution im Klimakterium und Postmenopause. Frauenarzt 2015;56:657-9.
6. Birkhäuser MH. Aktuelle Empfehlungen zur Hormonersatztherapie in der Peri- und Postmenopause Journal für Gynäkologische Endokrinologie 2009;3 (1).
7. S3-Leitlinie Peri- und Postmenopause- Diagnose und Maßnahmen. Registrierungsnummer 015 - 062, Stand: Januar 2020, Version 1.1. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-062.html.