Während der Lutealphase des Menstruationszyklus, das ist die Zeit nach dem Eisprung, produziert der Gelbkörper Progesteron, ein Hormon, das für die Vorbereitung der Gebärmutter auf eine mögliche Implantation und die Unterstützung der Frühschwangerschaft von entscheidender Bedeutung ist.
Nach einer Fruchtbarkeitsbehandlung oder einer In-vitro-Fertilisation (IVF) ist die Unterstützung der Lutealphase entscheidend, um die Chancen auf eine erfolgreiche Einnistung des Embryos und die Aufrechterhaltung der Schwangerschaft zu maximieren. Die Progesteron-Supplementierung bei Frauen, die sich einer Fruchtbarkeitsbehandlung oder einer IVF unterzogen haben, wird nach dem Eisprung oder dem Embryotransfer gegeben, um die Gebärmutter der Frau auf die Aufnahme des Embryos vorzubereiten. Ziel ist es, ein günstiges Umfeld für die Einnistung und die Fortsetzung der Schwangerschaft zu schaffen.
Aufgrund seiner chemischen und räumlichen Formel (Konfiguration), die mit dem körpereigenen Hormon, das von den Eierstöcken produziert wird, identisch ist (bioidentisch), eignet sich das in Utrogestan® enthaltene Progesteron besonders gut als Ergänzung der Lutealphase während der Zyklen der In-vitro-Fertilisation (IVF).1-3
Die Luteo-Plazenta-Verschiebung, auch bekannt als Utero-Plazenta-Verschiebung, bezieht sich auf ein Ungleichgewicht in der Progesteronproduktion zwischen dem Gelbkörper (der sich nach dem Eisprung bildet) und der Plazenta während der Schwangerschaft. Diese Diskrepanz tritt auf, wenn der Gelbkörper Progesteron produziert, die Plazenta aber noch nicht voll funktionsfähig ist und nicht genug Progesteron produziert, um die Schwangerschaft zu unterstützen. Dies kann dazu führen, dass der Progesteronspiegel im Körper sinkt, was für die Aufrechterhaltung der Schwangerschaft, insbesondere in den entscheidenden ersten Wochen, besorgniserregend sein kann.
Zu Beginn der Schwangerschaft steigt die luteale Progesteronproduktion an. Später, etwa ab der 7. Schwangerschaftswoche, beginnt die Plazentasteroidogenese die ovarielle Steroidogenese abzulösen. Zu diesem Zeitpunkt bildet sich ein Plateau oder ein Rückgang der Progesteronkonzentration im Blut. Dieser als "Luteo-Plazentar-Verschiebung" bezeichnete Prozess ist eine kritische Phase, die mit einem erhöhten Risiko für eine frühe Fehlgeburt oder Schwangerschaftskomplikationen wie intrauterine Wachstumsstörungen oder Frühgeburten einhergeht.4
Frauen mit einer Luteo-Plazenta-Verschiebung können von einer zusätzlichen Progesteronbehandlung profitieren, um das hormonelle Ungleichgewicht auszugleichen und die Schwangerschaft zu unterstützen. Medikamente wie Utrogestan®1 oder andere Formen von Progesteron können für diese Unterstützung verwendet werden.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Luteo-Plazenta-Verschiebung nicht immer die Ursache für Schwangerschaftsprobleme ist, sondern dass auch andere Faktoren eine Rolle spielen können. Wenn eine Frau Bedenken hinsichtlich ihrer Schwangerschaft oder ihres Hormonspiegels hat, sollte sie unbedingt einen Angehörigen der Gesundheitsberufe aufsuchen, um eine gründliche Untersuchung und ggf. eine angemessene Behandlung durchführen zu lassen.
Die externe Zufuhr von Progesteron ist der Standard bei der Kinderwunschbehandlung,6 da die luteale Progesteronproduktion nach ovarieller Stimulation und Follikelpunktion gestört oder unzureichend sein kann.7 Daher erhält die Frau nach dem Embryotransfer weiterhin Progesteron, um die angemessene Reifung des Endometriums zu unterstützen und zu fördern und die besten Chancen für die Einnistung und den Erhalt der Schwangerschaft zu gewährleisten.8,9 Wenn sich die Schwangerschaft bestätigt, kann Progesteron auch in den ersten Schwangerschaftswochen verabreicht werden, bis die Plazenta beginnt, ausreichend Progesteron zu produzieren, um die Schwangerschaft selbstständig zu unterstützen.
Laut einer Untersuchung von 284.600 IVF-Zyklen pro Jahr, 408 Zentren und 82 Ländern wird bei über 90% der Behandlungen zur Unterstützung der Lutealphase bei IVF-Zyklen vaginal verabreichtes Progesteron eingesetzt - als Monotherapie (77%) oder in Kombination mit i.m. injiziertem Progesteron (17%).6
Die Zufuhr von Progesteron ist auch in der Phase der Gelbkörperschwäche nach Feststellung der Schwangerschaft sinnvoll, da der Zeitpunkt, ab dem die endogene Steroidsynthese durch die Plazenta ausreichend ist, von Frau zu Frau unterschiedlich ist. Um Aborte aufgrund eines Progesteronmangels zu vermeiden, sollte die Verabreichung mindestens bis zur 7. Schwangerschaftswoche, spätestens jedoch bis zur 12. Schwangerschaftswoche erfolgen.1 Die internationale Praxis sieht vor, dass externes Progesteron bis zur 8. bis 12. Schwangerschaftswoche verabreicht wird,6 was dazu beitragen kann, das Risiko eines Aborts aufgrund einer unzureichenden Lutealphase zu verringern.10
1. Fachinformation Utrogestan®: www.swissmedicinfo.ch
2. Kuhl H. Pharmacology of Progestogens. J Reproduktionsmed Endokrinol 2011;8(Sonderheft 1):157-177.
3. Stanczyk FZ, et al. Progestogens used in postmenopausal hormone therapy: differences in their pharmacological properties, intracellular actions, and clinical effects. Endocr Rev 2013;34(2):171-208.
4. Broessner AB, et al. Endokrine Therapie in der Lutealphase und in der Frühschwangerschaft. Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin. Frauenheilkunde up2date 2010; 4: 83-94.
5. Ludwig M. Ist eine Supplementierung sinnvoll oder nicht? gynäkologie + geburtshilfe 2020; 25: 28-9
6. Vaisbuch E, et al. Lutealphase support in assisted reproduction treatment: reallife practices reported worldwide by an updated website-based survey. Reprod Biomed Online 2014; 28: 330-5
7. Ludwig M, Diedrich K. Evaluation of an optimal luteal phase support protocol in IVF. Acta Obstet Gynecol Scand 2001; 80: 452-66.
8. Yanushpolsky EH. Luteal phase support in in vitro fertilization. Semin Reprod Med 2015; 33: 118-27.
9. van der Linden M, et al. Luteal phase support for assisted reproduction cycles. Cochrane Database Syst Rev 2015; 7: CD009154.
10. Ory S. Progesterone supplementation after oocyte retrieval: how long is it really needed? Fertil Steril 2012; 98: 812.