Die Hormonersatztherapie (HRT)

Im Laufe der Zeit sinkt der Hormonspiegel, was ein normaler Vorgang und keine Krankheit ist. Der weibliche Hormonhaushalt ordnet sich neu und der Körper schränkt phasenweise die Produktion des körpereigenen Östrogens und Progesterons ein. Dies geht oft mit verschiedenen Beschwerden einher, die von Frau zu Frau unterschiedlich stark ausgeprägt sein können.

Bei ausgeprägten Wechseljahresbeschwerden empfehlen die aktuellen Behandlungsrichtlinien, einschließlich des Richtlinienprogramms der Gesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe für die Schweiz, Österreich und Deutschland, den Gynäkologen, ihren Patientinnen eine Hormonersatztherapie (HRT) anzubieten. 1

Es ist wichtig zu wissen, dass das Ziel einer HRT nicht darin besteht, die Hormonkonzentration vor Beginn der Menopause wiederherzustellen. 2 Tatsächlich zielt eine HRT nur dann auf die Wiederherstellung der Konzentration ab, wenn

  • die Symptome der Wechseljahre und die durch den Östrogenmangel verursachten Gesundheitsrisiken durch Östrogenpräparate gemildert werden.
  • bei Frauen, denen die Gebärmutter nicht entfernt wurde (Hysterektomie), wird zusätzlich ein Progesteron- oder Gestagenpräparat verwendet. Dies geschieht vor allem aus zwei Gründen: Es soll einen unregelmäßigen Menstruationszyklus wieder ins Gleichgewicht bringen und die Gebärmutter vor übermäßigem Wachstum schützen. Denn eine Verdickung der Gebärmutter bedeutet eine Hyperplasie der Gebärmutterschleimhaut, was dem Vorstadium von Gebärmutterschleimhautkrebs entspricht.

Individuell auf die Lebensphase und die Symptome abgestimmt

Je nach Ausmaß der Symptome und des Gesundheitszustands wird die Wahl der Hormone immer auf die individuelle Lebensphase der Frau abgestimmt.

Im Vorfeld der Therapie gilt es, gemeinsam mit dem behandelnden Gynäkologen neben der körperlichen Untersuchung auch die medizinische und familiäre Vorgeschichte der Patientin zu ermitteln. Dies ist wichtig, um mögliche Vorerkrankungen oder Risiken auszuschließen.

Vor Beginn einer HRT sollten auch das Anwendungsschema und die ideale Präparateform für die Patientin besprochen werden. Außerdem wird der behandelnde Gynäkologe für eine optimale Verträglichkeit die Hormonzufuhr auf die minimal notwendige Dosis beschränken. 2

Wie gelangen Hormone in den Körper?

Die Art und Weise, wie die Hormone in den Körper gelangen, hängt von der Anwendungsform ab. Die beiden häufigsten Anwendungsformen sind:

  • Tabletten oder Kapseln

Die orale Verabreichung ist wahrscheinlich die bekannteste Form. Auf diese Weise gelangen die Hormone über den Magen-Darm-Trakt und die Leber an ihren Bestimmungsort. In der Leber wird ein Teil der Hormone jedoch direkt verstoffwechselt und abgebaut.

  • Transdermal

Die Verabreichung von Hormonen erfolgt in diesem Fall über die Haut. Der auf die Haut aufgetragene Wirkstoff durchdringt die Hautschichten und gelangt in den Blutkreislauf. Die Hormone werden so direkt in den Blutkreislauf geleitet. Dadurch wird auch verhindert, dass ein Großteil der Hormone bereits in der Leber abgebaut wird.

Es ist auch wichtig zu wissen, dass nur ein kleiner Teil der auf die Haut aufgetragenen Hormonmenge in den Körper gelangt und daher bei der transdermalen Anwendung der Körper eine wesentlich geringere Menge an Hormonen aufnimmt als bei der oralen Einnahme. Je nach Präparat kann dies z. B. ca. 5% der Gesamtmenge entsprechen.

Das bedeutet, dass bei der Verabreichung von Hormonen über die Haut das Risiko von Nebenwirkungen entsprechend geringer ist. 3-5

Referenzen

    1. Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Menopause, meno-pause.ch.

    2. S3-Leitlinie Perimenopause und Postmenopause - Diagnose und Interventionen. Registrierungsnummer 015 - 062, Stand: Januar 2020, Version 1.1. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-062.html.

    3. Scarabin PY. Progestogens and venous thromboembolism in menopausal women: an updated oral versus transdermal estrogen meta-analysis Climacteric 2018;21:3415.

    4. Lokkegaard E et al. Risk of Stroke with Various Types of Menopausal Hormone Therapies: A National Cohort Study. Stroke 2017;48:2266-9

    5. Canonico M et al. Postmenopausal Hormone Therapy and Risk of Stroke. Stroke 2016;47(7):1734-41